Warum fremdeln so viele mit Elektroautos?

Mit ihrem Beschluss den Kauf von Elektroautos zu fördern, hat die Bundesregierung auch das gesamte Thema wieder ins Gespräch gebracht. Kern der neuen Maßnahme ist die finanzielle Förderung beim Kauf eines Elektroautos, mit 4.000 Euro soll der Käufer künftig unterstützt werden. So ganz ohne Bedingungen geht es allerdings dann doch nicht, der Kaufpreis darf 60.000 Euro nicht überschreiten und die Prämie gilt, so der Wortlaut, für „rein elektrisch betriebene Fahrzeuge“. Bei den derzeitigen Angeboten auf dem Markt dürfte die Obergrenze von 60.000 Euro weniger ein Problem sein. Insgesamt 600 Millionen Euro will die Regierung bis 2019 dafür bereitstellen, weitere 300 Millionen sollen in den Ausbau der notwendigen Infrastruktur gesteckt werden.

Bleibt die Frage, ob die finanzielle Förderung die Anzahl von E-Autos auf deutschen Straßen wirklich nach oben treiben kann. Elektroautos haben es wohl gerade bei den PS verliebten Deutschen nicht ganz einfach. Allein das völlig andere, fast lautlose Fahrgefühl in einem Elektroauto dürfte manch ratternde Motoren gewöhnten Fahrer schlicht verwirren.

Neben der nach wie vor eher löchrigen Infrastruktur, scheint eben vor allem der psychologische Faktor eine große Rolle bei den Absatzproblemen von E-Autos im Autoland Deutschland zu spielen. Das Angebot an bezahlbaren Elektroautos wächst inzwischen auch bei deutschen Herstellern, die vom Erfolg des Newcomers Tesla wohl durchaus aufgeschreckt wurden. Die durchschnittliche Reichweite eines E-Autos kann sich inzwischen sehen lassen. Zwischen 150 und 210 Kilometer weit kommt man mit einem modernen Elektroauto, für die alltägliche Benutzung ist eine solche Streckenreichweite sicher ausreichend. Sicher, ein Benziner mag mit einer Tankfüllung meist mindestens die doppelte Reichweite schaffen, vereinzelte Modelle knacken auch schon mal die 1.000 km-Marke. Wer sein Auto aber lediglich für den alltäglichen Weg zur Arbeit oder zum Einkaufen benötigt, für den dürfte eine solche Reichweite wohl nicht nötig sein.

Woran liegt es also, dass sich Elektroautos bis jetzt bei uns nicht gerade einer großen Beliebtheit erfreuen können? Sind es rationale Gründe, wie die schwache Infrastruktur wenn es etwa um Stromtankstellen geht? Oder sind es doch eher emotionale Gründe, und der durchschnittliche Autofahrer möchte einfach nicht auf sein Motorengeräusch verzichten?

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Ein Kommentar

  1. Ciril Stricker Antworten

    Die Aussage, dass Elektroautos sich nicht einer großen Beliebtheit erfreuen können, trifft nicht in jedem Fall zu. Gemäß Studien ist die Begeisterung für Elektrofahrzeuge sehr groß und die positive Bewertung steigt mit der Häufigkeit der Nutzung. Gerade die permanente Drehmomententfaltung bei den Elektrofahrzeugen „zaubert“ den Erstnutzern ein Lächeln ins Gesicht. Auch das Motorengeräusch ist ein sehr subjektives Empfinden. Hätte sich vor hundert Jahren der Elektromotor durchgesetzt, dann würden wir das typische, vibrierende Motorengeräusch gar nicht kennen. Viele Umsteiger berichten, dass der Elektromotor sich sehr viel sportlicher und angenehmer anfüllt als ein Benziner oder ein Diesel.
    Experten schätzen, dass Elektrofahrzeuge in der Gesamtkostenrechnung sogar günstiger sein können als konventionelle Pkw. Die alleinige Betrachtung des Anschaffungspreises reicht nicht aus, denn es müssen additiv die laufenden Unterhaltskosten verrechnet werden. Ein Elektromotor benötigt weder einen Ölwechsel, noch können Dichtungsringe verschleißen. Unter anderem gibt es auch keine Kupplung oder ein Getriebe, welche eine kontinuierliche Wartung benötigen. Das bedeutet, dass Elektroautos sogar viele Vorteile haben. Jedoch bleibt für den Otto Normalverbraucher der Anschaffungspreis meistens das wichtigste Kaufkriterium. Oft haben Menschen auch Angst vor dem „Neuen“ und setzen auf das „Altbewährte“.
    Das Fehlen flächendeckender Ladeinfrastruktur oder die teuren Batterien, sind Probleme, die auf die nicht-kooperativen Strategien von Marktakteuren zurückgeführt werden können. Solche Gesichtspunkte hemmen die Entwicklung von Elektrofahrzeugen. Gerade deutsche Automobilbauer gehen mit dem Thema Elektromobilität sehr zögerlich um. Ihre Fertigungslinien, Lieferantenverträge, Know-how, etc. sind auf den Verbrennungsmotor ausgelegt. Der Durchbruch kann jedoch schneller kommen als viele denken. Einst glaubte niemand, dass die Glühbirne die Petroleumlampen ablösen kann. Die Argumente ähnelten den heutigen – es gibt keine Infrastruktur, es ist zu teuer und zu aufwändig – also praktisch eine Utopie. Wenn der Wandel aber erst im Gang ist, dann ist er nur sehr schwer zu stoppen. Sicherlich wird sich die saubere Mobilität in ein paar Jahren durchgesetzt haben.

    Ciril Stricker, Energiedienst Holding AG, Bereich Innovation und neue Geschäftsfelder

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