Das Prinzip der Lego-Steine könnte schon bald die gesamte Baubranche weltweit aufmischen. Zwei Thüringer haben eine interessante Lösung ausgetüftelt, die den Wohnungsbau in den ärmsten Regionen der Welt revolutionieren könnte.
Polycare Research Technology ist ein interessantes Unternehmen aus Thüringen, das eine neuartige Möglichkeit entwickelt hat, um günstig zu bauen. Dabei richtet sich die Arbeit der Ingenieure vor allem an die Länder der Dritten Welt.
Stecksteine als Inspiration
Die beiden Thüringer Ingenieure Gerhard Dust und Gunther Plötner haben schon als Kinder mit Lego-Steinen gespielt. Dass diese Stecksteine nun die Basis für ihr Herzensprojekt bilden, war kaum zu erahnen. Sie gründeten das Unternehmen Polycare Research Technology, das sich auf die Entwicklung eines neuartigen Polymerbetons spezialisiert hat. In Zusammenarbeit mit der Professur Bauchemie und Polymere der Weimarer Bauhaus-Universität ist es gelungen, einen Polymerbeton aus Wüstensand herzustellen, den sie in Stecksteinformen gegossen haben. Auf diese Weise sollen zukünftig Häuser kostengünstig und schnell gebaut werden.
Eigentlich gilt Wüstensand als Baustoff als völlig ungeeignet, da die Sandkörnchen viel zu glatt geschliffen sind. Vor allem für die afrikanischen Staaten, in denen günstige Baustoffe dringend benötigt werden und wo es jede Menge Wüstensand gibt, könnte die Entwicklung des Thüringer Unternehmens eine echte Hilfe bedeuten.
Wüstensand und Kunstharz als Basis für günstigen Wohnraum
Ein klug entwickelter Mix aus Wüstensand und Kunstharz brachte schließlich den Durchbruch. Aus dieser Mischung konnten Steine gegossen werden, die tragfähig und haltbar sind. Der entstandene Polymerbeton besteht zu etwa 90 Prozent aus Wüstensand und ist innerhalb von gerade mal 24 Stunden komplett getrocknet und ausgehärtet. Hinzu kommen weitere Eigenschaften, wie Feuer– und Wasserbeständigkeit, Umweltfreundlichkeit und Recyclingfähigkeit.
Eine weitere Besonderheit ist die Form der gegossenen Steine. Diese erinnern dank der Noppen sofort an Lego-Steine. Genauso einfach lassen sie sich auch ineinander stecken und verschrauben. Ein Prototyp beweist, wie einfach und schnell ein neues Gebäude mit Hilfe dieses Konzepts entstehen kann. Dieser Prototyp befindet sich direkt auf dem Gelände des Unternehmens und wurde innerhalb von zwölf Stunden von nur zwei Personen aufgebaut. Die Materialkosten beliefen sich auf rund 3.000 Euro. Das Gebäude ist ein Flachbau mit 37 Quadratmetern Fläche.
Prämiert und sehr gefragt
Dass dieses Projekt erfolgversprechend ist, beweisen die stetigen Nachfragen aus verschiedensten Ländern. In Namibia soll demnächst ein größeres Wohnungsbauprojekt umgesetzt werden. Der dort vorhandene Wüstensand bildet dann die Basis für alle Bauten. Bis 2030 sollen in dem afrikanischen Land 200.000 Häuser entstehen. Das Thüringer Unternehmen Polycare würde gern seinen Anteil an der Umsetzung dieses Großprojektes leisten und hat ein entsprechendes Angebot eingereicht.
Für die innovative Idee erhielt das Unternehmen bereits viel Zuspruch. Auch entsprechende Förderungen wurden dafür genehmigt. Grundsätzlich könnte die Entwicklung weltweit günstigen Wohnraum für die Ärmsten der Armen schaffen. Vor allem nach schweren Naturkatastrophen könnte mit dem schnellen Stecksteinsystem günstig Wiederaufbau geleistet werden.
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