Im aktuellen Printzipia-Gespräch: Mimi Sewalski ist CEO des nachhaltigen Online-Marktplatzes Avocadostore. Die Mission des Unternehmens ist es den Konsument:innen mit Transparenz und Orientierung einen nachhaltigen Lebensstil zu vereinfachen. Dabei helfen die rund 500.000 angebotenen Produkte von über 6000 Marken!
(1) Frau Sewalski, für welches vorbildhaft ökologische, sinnvolle und/oder nachhaltige Projekt stehen Sie?
Ich bin CEO von Avocadostore, einem Online Marktplatz für Eco Fashion & Green Lifestyle. Avocadostore bietet für jedes herkömmliche Produkt eine nachhaltige Alternative. Gleichzeitig sind wir eine Plattform, auf der Ladengeschäfte, Brands, Startups und Designer:innen ihre grünen Produkte verkaufen können. Alle unsere Produkte müssen mindestens einem unserer zehn Nachhaltigkeitskriterien entsprechen, welche wir immer transparent direkt am Produkt auszeichnen.
(2) Was ist dabei Ihre Rolle?
Neben den typischen Geschäftsführungstätigkeiten ist das besondere an meiner Rolle, dass die Nachhaltigkeitsbranche ein starkes Netzwerk ist, wo konstruktiver Austausch Teil unserer Arbeit ist. Ich sehe mich als Netzwerkknoten, nicht nur innerhalb des Avocadostore-Teams, sondern auch von innen nach außen und ebenso von außen nach innen. Nachhaltigkeit hat immer auch etwas mit Innovation und Kreativität zu tun und dabei hilft ein konstruktiver Diskurs, den ich gerne initiiere.
(3) Wie kamen Sie zu dieser Initiative?
Ich habe die Gründer von Avocadostore in der Gründungsphase auf einer nachhaltigen Messe kennengelernt und habe als Freelancerin beim Ausbau des Sortiments geholfen. Kurz danach ist erst der eine Gründer ausgestiegen, später der zweite, beide hatten neue Projekte. Ich habe immer an das Konzept Marktplatz mit Spezialisierung Nachhaltigkeit geglaubt, vielleicht auch, weil ich selbst zur Zielgruppe gehöre und weil ich bereits viele nachhaltige Marken kannte und wusste, dass sie zukunftsfähige Konzepte bereithalten. Ich bin dann dabeigeblieben und inzwischen seit über 11 Jahren bei Avocadostore.
(4) Welche Art von Unterstützung würden Sie sich wünschen?
Als Marktplatzbetreiberin lerne ich täglich nachhaltige Unternehmen kennen, oft auch innovative Startups oder Quereinsteiger:innen, die sich sehr dafür einsetzen, Produkte zu produzieren, die ganzheitlich nachhaltig sind, also unter sozialfairen Bedingungen und gleichzeitig möglichst umweltschonend hergestellt werden. Diese Unternehmer:innen werden dann oft gefragt „warum ist bio so teuer“. Ich wünsche mir, dass wir zum einen mehr fragen „warum sind herkömmlich produzierte Produkte oft so günstig? Wie kann das sein?“ und zum anderen nachhaltige Unternehmen, die fast immer höhere Kosten und kleinere Margen haben, dafür mehr wirtschaftlich und politisch gefördert werden. Es sollte belohnt werden, wenn ein Unternehmen sich entscheidet, nachhaltig zu produzieren.
(5) Was kann der Einzelne pro-aktiv tun, um Sie zu unterstützen?
Ich freue mich immer, wenn man mit Freund:innen, Familie und Kolleg:innen über Lösungen im Bereich der Nachhaltigkeit spricht, beispielsweise wo es schon gut gelingt, nachhaltiger zu leben. Inspiration ist eine große und ansteckende Kraft. Nachhaltigkeit ist ein Prozess und ich beobachte, wie nicht nur bei mir, sondern auch bei vielen anderen, ein Schritt zum nächsten führt.
(6) Was stört Sie – national wie global – an der gegenwärtigen Umwelt-Politik?
Ich kann schwer nachvollziehen, warum der Zeitdruck in vielen Debatten keine Rolle spielt. Die Wissenschaft hat den Klimawandel mit all seinen Folgen seit Jahrzehnten vorhergesagt und heute kann man sagen, dass alles genauso passiert, nur leider noch schneller als von Wissenschafler:innen befürchtet. Wir brauchen schnelle, langfristig ausgerichtete, globale Lösungen und sollten wirklich jede Möglichkeit nutzen, den Klimawandel abzumildern, wie z.B. das Tempolimit. Ein schönes Beispiel, da es eine Maßnahme ist, die schnell umzusetzen ist, relativ viel bewirken könnte und gleichzeitig uns alle in unserem Alltag kaum einschränken würde. Je länger wir mit Maßnahmen warten, desto schwieriger wird es später sein.
(7) Und was finden Sie heute analog umweltpolitisch gut?
Ich finde es schon mal sehr gut, dass diese Frage gestellt wird, denn jammern und meckern ist einfacher als konstruktiv in die Diskussion zu gehen. Ich finde es gut, dass das Thema gerade mit unser jetzigen Regierung deutlich an Bedeutung gewonnen hat und dass der Diskurs geführt wird. Alles was zur Energie- und Verkehrswende beiträgt hat großen Impact, jetzt müssen wir nur noch die großen Industrien davon überzeugen, dass ein schneller Wandel uns zukunftsfähig macht.
(8) Bezeichnen Sie sich als umweltbewusst? Und wenn ja, warum?
Ja, aber ich bin nicht dogmatisch. Es ist nicht, dass ich tausend Regeln befolge, denn ich bin selbst kein großer Fan von großen Regelwerken – aber ich glaube, ich lebe umweltbewusst, weil ich mich bei ganz vielen Dingen, die ich tue, kaufe und nutze immer frage „was bewirke ich damit?“ oder „wo kommt das her, wer hat das hergestellt?“. Vieles, wie Heizung, Wasser in der Leitung, günstige Kleidung oder ein großes Sortiment im Supermarkt ist für uns selbstverständlich. Wenn wir mehr hinterfragen, sind wir in der Lage bessere Konsumentscheidungen zu treffen, die dann eben auch das bewirken, was uns wichtig ist. Jeder Kauf ist ein Stimmzettel und wir Konsument:innen haben mehr Macht als wir oft glauben.
(9) Was lässt Mimi Sewalski so richtig aus der Haut fahren?
Wenn Menschen noch nicht mal wissen, was sie nicht wissen, aber dabei auf ihrer Meinung beharren. Und wenn einfach aus Bequemlichkeit heraus Müll nicht getrennt wird und dabei wertvolle Ressourcen verschwendet werden.
(10) Wo war Ihr letzter Urlaub … und wie war’s?
Mein letzter Urlaub war ein Besuch auf der Kunst-Biennale in Venedig. Ich durfte während meines Studiums für ein Semester in Venedig wohnen, und fahre seitdem regelmäßig mit dem Nachtzug von München nach Venedig. Ich mag Kunst, sie ändert Perspektiven, inspiriert und führt im wahrsten Sinne des Wortes zu einem Tapetenwechsel. Venedig in Kombination mit Kunst ist somit für mich die perfekte Unterbrechung vom Alltag.
(11) Stellen Sie sich vor eine gute Fee beträte den Raum. Sie hätten einen Wunsch frei, welcher wäre das?
In Bezug auf Nachhaltigkeit würde ich mir wünschen, dass wir mit dem Wissen und Stand von heute nochmal 50 Jahre zurückgehen könnten und diese wertvollen Jahre nutzen könnten, um den Klimawandel zu stoppen.
(12) Haben Sie ein Lebensmotto, das Sie mit uns teilen möchten?
Das Leben ist nur so bunt wie man selbst. Ich interpretiere es so, dass man selbst mit Veränderung anfangen muss, wenn man sich Veränderung wünscht, das Motto bringt mich ins Handeln.
Frau Sewalski, Danke, dass Sie dabei waren bei „12 Fragen an“.
Sind Sie auch ein Nachhaltigkeits-Initiator, ein/e echte/r Macher/in aus Leidenschaft? Oder kennen Sie eine oder einen? Dann mailen Sie uns für eine mögliche Mitwirkung an “12 Fragen an …”. Senden Sie dazu einfach eine eMail an info@printzipia.de.
Wir freuen uns auf Sie.
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