12 Fragen an: David Witzeneder

Im aktuellen Printzipia-Gespräch: David Witzeneder ist Gründer der Wurmkiste, eine praktische und stilvolle Kompostierlösung, mit der jeder zuhause seinen eigenen Biomüll kompostieren kann. Die wirkliche Arbeit erledigen dabei eine Menge Würmer!

(1) Herr Witzeneder, für welches vorbildhaft ökologische, sinnvolle und/oder nachhaltige Projekt stehen Sie?

Ich stehe für die Wurmkiste. Sie löst das Problem, Biomüll im Restmüll zu entsorgen, und ermöglicht es, Biomüll in der eigenen Wohnung zu verkompostieren, um hervorragenden Dünger zu erzeugen. Unser beliebtestes Wurmkistenmodell ist mit einem Sitzpolster ausgestattet, sodass es sich perfekt in die Wohnung integriert. Es gibt aber natürlich auch Modelle für den Außenbereich. Das Grandiose dabei ist, dass jede Wurmkiste etwa 50 kg CO2 einspart und somit aktiv zum Klimaschutz beiträgt.

(2) Was ist dabei Ihre Rolle?

Meine Rolle ist es, den Überblick zu behalten und mitzuhelfen, wenn es irgendwo nicht so rund läuft oder wir neue Ideen haben, die umgesetzt werden möchten.

(3) Wie kamen Sie zu dieser Initiative?

2012 bin ich vom Land in die Stadt gezogen und war extrem geschockt, dass Biomüll in der Stadt oftmals im Restmüll landet und die Ressourcen damit verloren sind. Mich hat das Problem einfach nicht losgelassen, und ich bin durch Zufall auf das Thema Wurmkompostierung gestoßen. Glücklicherweise habe ich erkannt, wie sehr uns die Regenwürmer aus diesem Schlamassel helfen können. Der erste Wurmkomposter aus Holz ist entstanden, und anschließend ging es los 🙂

(4) Welche Art von Unterstützung würden Sie sich wünschen?

In Ländern wie Frankreich werden interessierte Bürgerinnen und Bürger auch finanziell durch die Stadt unterstützt, wenn sie ihren Biomüll selbst verkompostieren wollen, anstelle ihn in die Biotonne oder Restmülltonne zu geben. Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich das dezentrale Wurmkompostieren finanziell fördern. Ob Menschen unsere Wurmkisten aus Holz kaufen oder andere Modelle wählen, ist für mich eigentlich nebensächlich. Wichtig ist, dass weniger Biomüll in der Tonne landet. Die Idee dahinter ist auch, dass man sich überlegen sollte, wie das Müllmanagement in 10 Jahren aussehen soll. Kann es noch immer sein, dass wir unseren Biomüll in eine Tonne werfen, damit er von einem E-LKW abgeholt wird, zentral von einem Traktor mit E-Fuels kompostiert wird, und wir anschließend wieder zur Kompostanlage fahren, um Kompost für unseren Balkon zu kaufen?

(5) Was kann der Einzelne pro-aktiv tun, um Sie zu unterstützen?

Sich mit dem Thema näher beschäftigen, andere Menschen davon erzählen und sich möglicherweise eine Wurmkiste für zu Hause besorgen und uns damit unterstützen, das Thema weiterzutragen.

(6) Was stört Sie – national wie global – an der gegenwärtigen Umwelt-Politik?

Ich bin selbst regional in der Politik engagiert und sehe, wie schwer sich eine Demokratie tut, auf akute Probleme zu reagieren. Es ist für mich noch immer unglaublich, dass es leider noch immer sehr viele Politikerinnen und Politiker gibt, die den Klimawandel leugnen, und diese sind genau die, die Stimmung gegen notwendige Umweltmaßnahmen machen, die aber von der breiten Bevölkerung mitgetragen werden müssen (z. B. Tempo 100 auf der Autobahn).

(7) Und was finden Sie heute analog umweltpolitisch gut?

In Österreich gibt es das Klimaticket, mit dem man in allen öffentlichen Verkehrsmitteln mitfahren kann. Der Preis ist extrem gut, und ich merke, wie sehr die Menschen jetzt mehr Bus und Zug fahren.

(8) Bezeichnen Sie sich als umweltbewusst? Und wenn ja, warum?

Ja. Ich esse größtenteils vegan und bio, besitze nur wenige Konsumgüter, wenn ich etwas kaufe, versuche ich es gebraucht zu bekommen, und ich reise fast immer mit der Bahn.

(9) Was lässt David Witzeneder so richtig aus der Haut fahren?

Wir hatten um eine große Umwelt-Förderung angefragt, um das WurmHotel, unsere neueste Innovation, skalieren zu können. Der Antrag war extrem gut, jedoch wurde uns die Förderung aufgrund eines Formalfehlers nicht genehmigt. Die Richtlinien wurden so genau ausgelegt, dass es einfach nicht möglich war. Gleichzeitig fördert aber dasselbe Institut Investitionen in Projekte, die nichts mit Nachhaltigkeit zu tun haben und die Situation verschlimmern.

(10) Wo war Ihr letzter Urlaub … und wie war’s?

Eine Fahrradreise mit der Familie von Österreich nach Italien (Alpe Adria Radweg) mit Zelt und über die Berge. Es war extrem schön und entschleunigend. 🙂

(11) Stellen Sie sich vor, eine gute Fee beträte den Raum. Sie hätten einen Wunsch frei, welcher wäre das?

Nachdem ich mir sicher bin, dass wir uns auf diese nachhaltige Transformation freuen können, bei der nicht nur der Klimawandel gestoppt wird, sondern auch die Menschen ihren Lebensstil glücklicher gestalten und Frieden eintritt, wünsche ich mir von der Fee, dass wir die Ressourcen zur Verfügung gestellt bekommen, um diesen nachhaltigen Wandel konkret angehen zu können.

(12) Haben Sie ein Lebensmotto, das Sie mit uns teilen möchten?

Die einzige Konstante im Leben ist die Veränderung.

Herr Witzeneder, Danke, dass Sie dabei waren bei „12 Fragen an“.

Sind Sie auch ein Nachhaltigkeits-Initiator, ein/e echte/r Macher/in aus Leidenschaft? Oder kennen Sie eine oder einen? Dann mailen Sie uns für eine mögliche Mitwirkung an “12 Fragen an …”. Senden Sie dazu einfach eine eMail an info@printzipia.de.

Wir freuen uns auf Sie.

Bildurheber: Wurmkiste

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