(1) Herr Sigmund, für welches vorbildhaft ökologische, sinnvolle und/oder nachhaltige Projekt stehen Sie?
Als Weltgemeinschaft haben wir insgesamt über fünf Milliarden Tonnen Kunststoffmüll produziert. Dabei haben nur ca. 20% der Weltbevölkerung ein ausreichendes Abfallsystem vor der Haustüre. 80% des Mülls landen also früher oder später in der Umwelt. Gleichzeitig wird durch steigenden Wohlstand immer mehr Kunststoff produziert, vor allem Neuplastik, basierend auf fossilen Energieträgern. Die Recyclingraten sinken. Das ist doch völlig verrückt!
Wir bei WILDPLASTIC® tun etwas dagegen und arbeiten mit Sammelorganisationen an den vermülltesten Orten der Welt, um die geretteten Kunststoffe als Wert- und Werkstoff zu begreifen und für zirkuläre Produkte einzusetzen. Wir machen Mülltüten und Versandtaschen aus gesammeltem, wilden Plastik!
(2) Was ist dabei Ihre Rolle?
Meine Rolle ist es dafür zu sorgen, dass WILDPLASTIC® alles hat, um sich auf der Reise dieser Mission voll zu entfalten. Ich kümmere mich um die Finanzierung des Unternehmens, die Geschäftsentwicklung und den Blick in die Zukunft.
Gleichzeitig ist es auch meine Rolle, im Außen immer wieder darauf hinzuweisen, wie wichtige eine systemische Transformation ist und dass es dafür eine Vielfalt an verschiedenen Lösungsansätzen braucht. Deshalb haben wir uns auch für eine nachhaltigere Eigentumsform entschieden, dem Verantwortungseigentum.
(3) Wie kamen Sie zu dieser Initiative?
Wir haben WILDPLASTIC® im Jahr 2019 als Team gegründet. Uns allen war vollkommen klar, dass die damalige Entwicklung dringenden Handlungsbedarf erforderte und wir nicht erwarten dürfen, dass eine göttliche Fügung eintritt. Man kann sagen, dass wir die Verantwortung gespürt haben, einen Beitrag zur Problemlösung zu leisten. Wir genießen einen hohen Wohlstand, die Folgen der Klimakrise spüren in erster Linie Andere.
(4) Welche Art von Unterstützung würden Sie sich wünschen?
Es braucht viele von uns, eigentlich alle von uns. Alle Fakten liegen auf dem Tisch. Ich wünsche mir, dass möglichst viele Menschen nun auch Tatkraft beweisen und die Initiativen unterstützen, die eine positive Zukunft versprechen.
(5) Was kann der Einzelne pro-aktiv tun, um Sie zu unterstützen?
Wer zuhause Mülltüten braucht, kann mit unseren WILDBAGS eine sinnvolle Alternative nutzen und Sammelorganisationen auf der ganzen Welt unterstützen.
Das Gleiche gilt für Versandtaschen im gewerblichen Betrieb oder jegliche Umverpackungen aus konventionellen Kunststoffen. Lasst uns gemeinsam die Welt vom wilden Plastikmüll befreien!
(6) Was stört Sie – national wie global – an der gegenwärtigen Umwelt-Politik?
Die Politik ist für die Vertretung unser bürgerlichen Interessen verantwortlich. Ich würde behaupten, dass der Großteil der Menschen ein hohes Interesse an einer langfristigen, guten Existenz auf diesem Planeten hat. Dem gegenüber stehen beispielsweise kurzfristigere Profitinteressen von wenigen, z.B. der Öl- und Gaslobby. Diese Interessen Vorfahrt zu gewähren, können und dürfen wir uns schlichtweg nicht leisten.
In der Hinsicht fühle ich mich überhaupt nicht gut vertreten und glaube, dass es viel mutigere Entscheidungen auf dem Weg zur sozialökologischen Transformation braucht.
(7) Und was finden Sie heute analog umweltpolitisch gut?
In den letzten fünf Jahren ist ein komplett neues Bewusstsein für die Größe der bevorstehenden Aufgabe entstanden. Das ist wichtig. Gleichzeitig gibt es viele Stimmen, die endlich auch positive Zukunftsbilder zeichnen und somit inspirieren. Das ist noch wichtiger!
(8) Bezeichnen Sie sich als umweltbewusst? Und wenn ja, warum?
Ich bin mir über meine Umwelt und die Auswirkungen unseres Handelns auf eben jene sehr bewusst, von daher: Ja.
(9) Was lässt Christian Sigmund so richtig aus der Haut fahren?
Machtmissbrauch.
(10) Wo war Ihr letzter Urlaub … und wie war’s?
Der letzte größere Urlaub war per Zug von Hamburg nach Sizilien … und es war absolut fantastisch! Interrail ist nicht mehr nur noch der Jugend vorenthalten, entsprechend kann ich es jeder und jedem empfehlen.
(11) Stellen Sie sich vor, eine gute Fee beträte den Raum. Sie hätten einen Wunsch frei, welcher wäre das?
Von der guten Fee würde ich mir wünschen, dass sie uns ein fantastisches Bild des guten Lebens in der Zukunft zeichnet, in dem sich alle Menschen gleichermaßen wiederfinden. Auf einmal beginnen die Menschen, nicht mehr aus Angst vor den potenziellen Verlusten heraus zu agieren, sondern freuen sich auf all das, was kommt und gestalten tatkräftig mit!
(12) Haben Sie ein Lebensmotto, das Sie mit uns teilen möchten?
Nein, aber ich wünschte mir selbst, dass ich mir das Motto “Du bist genug.” manchmal etwas mehr zu Herzen nehmen würde. Die ständige Arbeit an der gesellschaftlichen Transformation sowie die dazugehörigen Rückschläge lassen einen manchmal grübeln. Ist das alles genug und werden wir es wirklich schaffen? Ich bin fest davon überzeugt, aber der Erfolg wird glücklicherweise nicht einzig und allein an mir hängen.
Herr Sigmund, Danke, dass Sie dabei waren bei „12 Fragen an“.
Sind Sie auch ein Nachhaltigkeits-Initiator, ein/e echte/r Macher/in aus Leidenschaft? Oder kennen Sie eine oder einen? Dann mailen Sie uns für eine mögliche Mitwirkung an “12 Fragen an …”. Senden Sie dazu einfach eine eMail an info@printzipia.de.
Wir freuen uns auf Sie.
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