12 Fragen an: Anastasia Hofmann

Im aktuellen Printzipia-Gespräch: Anastasia Hofmann, Mitgründerin von Kitro – ein Unternehmen, das Foodwaste mit KI misst. So werden Unternehmen Kennzahlen zur Verfügung gestellt, sodass Arbeitsaufwand und Kosten eingespart werden können.

(1) Frau Hofmann, für welches vorbildhaft ökologische, sinnvolle und/oder nachhaltige Projekt stehen Sie?

Ich stehe für das Projekt Kitro, welches mit künstlicher Intelligenz automatisch Foodwaste beziehungsweise Lebensmittel-Abfälle misst und analysiert, um danach den Hotels und Kantinen die Auswertung zur Verfügung zu stellen. So kann man sehen, wie viel von was entsorgt wird und kann dann seine Arbeitsweise anpassen, um Foodwaste und auch Kosten einzusparen.

(2) Was ist dabei Ihre Rolle?

Ich bin Mit-Gründerin und Co-CEO von Kitro, das ich zusammen mit Naomi MacKenzie 2017 mit Sitz in der Schweiz gegründet habe.

(3) Wie kamen Sie zu dieser Initiative?

Ich habe Naomi MacKenzie in der Hotelfachschule in Lausanne kennengelernt. Während der Arbeit in der Ganstronomie-Industrie haben wir Foodwaste aus erster Hand erfahren. Durch die Entsorgung von Lebensmitteln während unseren Arbeitserfahrungen, ist uns aufgefallen, dass Lebensmittelverschwendung ein großes Problem ist, zu dem man aber keine genauen Zahlen kennt. So sind wir darauf gekommen, dass man Foodwaste erst einmal so einfach wie möglich messen muss, um es reduzieren zu können.

(4) Welche Art von Unterstützung würden Sie sich wünschen?

Wie hatten viel Glück, weil wir von Anfang an viel Unterstützung hatten, da es in der Schweiz ein gutes Start-up-Ökosystem gibt. Dadurch hatten wir viel Unterstützung durch Inkubatoren, Acceleration-Programmen oder auch von privaten Mentoren und Coaches. So hatten wir viel Unterstützung am Anfang, wo wir es brauchten, und dafür sind wir sehr dankbar.

(5) Was kann der Einzelne pro-aktiv tun, um Sie zu unterstützen?

Man stimmt mit jeder Gabel ab. Das heißt, bei jeder Mahlzeit kann man entscheiden, wie viel man isst, ob man es für später aufhebt oder ob man es wegschmeißt. Jeden Tag hat somit jede:r Einzelne die Power, etwas dafür zu tun, die Lebensmittel-Abfälle zu reduzieren. Das betrifft vor allem gewisse europäische oder nordamerikanische Länder, wo es eher der Fall ist, dass die Leute zu viel statt zu wenig Essen haben. Deswegen ist es der erste Schritt, sich bewusst zu sein, welchen Einfluss man hat. Wenn man das Gericht im Restaurant nicht fertig essen kann, sollte man es mit nach Hause nehmen und später fertig essen.

In Deutschland, der Schweiz und Österreich wird zum Beispiel sehr viel Brot verschwendet. Man kann Brot einfach in Scheiben schneiden, einfrieren und später im Toaster aufwärmen. Das ist ein kleiner Tipp, der aber schon einen großen Effekt hätte, wenn jeder es machen würde.

(6) Was stört Sie – national wie global – an der gegenwärtigen Umwelt-Politik?

Ich denke es ist schwer, Politik zu kritisieren, wenn man nicht selbst in der Politik ist. Für uns ist es aber wichtig, dass die Politik Regulationen oder Leitfäden herausgibt, die die Leute über das Ausmaß von Foodwaste und über mögliche Gegenmaßnahmen informieren. Zudem sollte man auch in der Schule schon früh über das Problem von Lebensmittelverschwendung aufklären.

Uns würde freuen, wenn Foodwaste im neuen CSR-Directive der EU einen größeren Stellenwert einnehmen würde und man Ziele beziehungsweise Kennzahlen für Foodwaste pro Gast angibt, damit es spezifischer für Unternehmen wird.

(7) Und was finden Sie heute analog umweltpolitisch gut?

Ich denke, es geht politisch schon in die richtige Richtung mit den Regulationen, die langsam Form annehmen. Momentan sind allerdings nur die großen Unternehmen eingeschlossen. Aber ich vermute, dass sich das über die Zeit noch weiter entwickeln wird – und der CSRD ist auf jeden Fall ein guter Start in die richtige Richtung.

(8) Bezeichnen Sie sich als umweltbewusst? Und wenn ja, warum?

Ich würde schon sagen, dass ich umweltbewusst bin. Wir setzen uns viel mit Co2-Emissionen und dem Thema Lebensmittel, wie beispielsweise die Auswirkungen der Fleischindustrie, auseinander. Natürlich ist es immer schwierig, auf Dinge zu verzichten, die einem Spaß machen – wie zum Beispiel Reisen in entfernte Länder. Ich denke, da muss man eine Balance finden, die man selbst gut vertreten kann.

(9) Was lässt Anastasia Hofmann so richtig aus der Haut fahren?

Buffets im Generellen und Buffets insbesondere, wenn sie direkt im Anschluss nach Vorträgen wie unsereren Foodwaste-Präsentationen an Nachhaltigkeitskonferenzen stattfinden. Das finde ich sehr schwierig.

(10) Wo war Ihr letzter Urlaub … und wie war’s?

Meiner letzter Urlaub war vorletztes Wochenende mit ein paar Freundinnen im Tessin in der Schweiz. Es war sehr ruhig und erholsam 😊

(11) Stellen Sie sich vor, eine gute Fee beträte den Raum. Sie hätten einen Wunsch frei, welcher wäre das?

Ich würde mir wünschen, dass die Leute friedlicher miteinander umgehen würden. Das klingt sehr generisch, aber zurzeit ist eine weltweit angespannte Situation und ich würde mir wünschen, dass man statt Kriegen einen friedlicheren Weg finden würden, durch den nicht so viele Leute leiden würden.

(12) Haben Sie ein Lebensmotto, das Sie mit uns teilen möchten?

Es ist eher eine Einstellung: Man kann nicht immer umbedingt alle Dinge kontrollieren, aber man kann entscheiden, wie man darauf reagiert. Man hat immer die Wahl, ob man etwas negativ betrachtet und sich davon runterziehen lässt, oder ob man optimistisch versucht, etwas aus der Situation zu lernen. Das ist meiner Meinung nach ein schöner Gedanke, der einem viel Selbstbestimmtheit gibt, auch wenn man nicht alles kontrollieren kann.

Frau Hofmann, Danke, dass Sie dabei waren bei „12 Fragen an“.

Sind Sie auch ein Nachhaltigkeits-Initiator, ein/e echte/r Macher/in aus Leidenschaft? Oder kennen Sie eine oder einen? Dann mailen Sie uns für eine mögliche Mitwirkung an “12 Fragen an …”. Senden Sie dazu einfach eine eMail an info@printzipia.de.

Wir freuen uns auf Sie!

Bildurheber: kitro

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